„Pass bloß auf, dass dein Kind nicht daran gewöhnt, immer nur an der Brust oder beim Tragen einzuschlafen!“ Ein Satz, den Eltern immer wieder zu hören bekommen. Bei dem Thema Schlafgewohnheiten erhalten Eltern unzählige Tipps und Ratschläge. In den meisten Fällen sind sie auch gar nicht böse gemeint. Doch sind wir mal ehrlich, sie helfen uns Eltern nur selten weiter.
Jedes Kind und jede Familiensituation ist individuell. Genauso verhält es sich auch mit dem Kinderschlaf. Außenstehende erhalten (wenn überhaupt) nur eine kleine Momentaufnahme von dem, was du als Mama oder Papa den ganzen Tag bzw. die ganze Nacht leistest. Und ja, dein Baby wird sich vermutlich an eine Einschlafbegleitung gewöhnen.
Es handelt sich hierbei um eine Schlafgewohnheit oder auch Schlafassoziation. Das heißt, dein Kind hat zum Beispiel das Schlafen mit dem Stillen oder dem Tragen verknüpft. Diese Schlafgewohnheit wird dann zum Einschlafen und häufig auch beim nächtlichen Aufwachen benötigt, um wieder in den Schlaf zu finden.
Ist eine Schlafgewohnheit denn schlecht?
Ganz und gar nicht! Denn sie können dein Kind entspannen und für Sicherheit sorgen. Stell dir vor, du müsstest dich jeden Abend wieder auf eine neue Einschlafsituation einstellen. Das ist alles andere als entspannend.
Das Einschlafen ist für Kinder eine schwierige Situation, die mit Unsicherheit und Trennungsgefühlen verbunden ist. Ein regelmäßiger Ablauf kann hierbei hilfreich sein. Kinder und vor allem Babys lieben feste Abläufe. Sie wissen gerne genau, welcher Schritt als nächstes folgt. Ist das Einschlafen mit Körperkontakt und Nähe verbunden, dann schafft dies ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit und wird dadurch erheblich erleichtert. Die Sorge, dass Kinder dadurch nicht selbständig werden oder in ihrer Schlafentwicklung gehindert werden, ist völlig unbegründet.
Du und dein Kind fühlen sich mit dem Stillen, Tragen, Wippen, Kuscheln (oder welche Schlafgewohnheiten dein Kind auch immer entwickelt hat) wohl? Dann ist das doch toll! Macht weiter so und lass dich nicht verunsichern. Denn nur du weißt, was das Beste für dich und dein Kind ist.
Wenn die Schlafgewohnheit zum Problem wird
Schlafassoziationen können in vielen Fällen jedoch für die Eltern ein Problem werden. Vor allem wenn sie an einem Punkt abgekommen sind, an dem diese zu einer Belastung geworden sind. Das nächtliche Tragen wird anstrengend, das lange Hüpfen auf dem Gymnastikball hält einem selber vom Schlafen ab.
Die Schlafgewohnheit darf von dir natürlich jederzeit geändert werden, wenn du dich damit nicht mehr wohl fühlst. Da diese Änderung i.d.R. jedoch gegen den Willen des Kindes erfolgt, wird es nicht reibungslos verlaufen. Das Kind erlebt einen Verlust und es einige Zeit dauert, bis diese Änderung angenommen wird. Besonders wichtig ist dabei die eigene Haltung und eine liebevolle Alternative, die ebenfalls mit Körperkontakt verbunden ist.
3 Fragen vor der Veränderung der Schlafgewohnheit
Drei Fragen solltest du dir unbedingt vorher beantworten, bevor du die Schlafgewohnheit deines Kindes änderst.
Ist die Schlafassoziation für dich oder dein Kind zu einer Belastung geworden?
Du fühlst dich mit der Schlafassoziation deines Kindes nicht mehr wohl? Es ist anstrengend geworden, fühlt sich nicht mehr stimmig an? Du bist davon sehr erschöpft und du empfindest es als eine Belastung? Vielleicht hast du zusätzlich das Gefühl, dass auch dein Kind damit nicht mehr so gut zurechtkommt? Dann ist dies ein wirklich guter Grund, warum du dich Schlafgewohnheit deines Kindes ändern solltest. Bevor du damit anfängst, solltest du dir noch zwei weitere Fragen beantworten.
Kannst du eure aktuelle Situation durch eine einfache Veränderung positiv beeinflussen?
Du hast dir Gedanken gemacht und festgestellt, dass die Schlafgewohnheit deines Kindes zu einer Belastung geworden ist? Als nächsten Schritt solltest du dir überlegen, welche Alternative du deinem Kind anbieten kannst. Es sollte eine einfache Veränderung sein. Denn stell dir vor, statt dem nächtlichen Wackeln auf den Beinen müsstet du zukünftig immer auf dem Gymnastikball hüpfen? Wäre dies wirklich eine Verbesserung deiner Situation? Du solltest dir für euch eine Alternative überlegen, die leicht umzusetzen ist und zu einer besseren Erholung für euch führt.
Bist du wirklich bereit für eine Veränderung?
Jetzt kommen wir zum letzten und wohl wichtigsten Schritt – deine Haltung! Eine Veränderung, die nicht vom Kind ausgeht, verläuft i.d.R. nicht reibungslos. Dein Kind hat sich an seine Schlafassoziation gewöhnt und erlebt bei einer Veränderung einen Verlust. Was ist wichtig? Ihm die nötige Sicherheit zu geben, dass dennoch alles in Ordnung ist. Hierfür ist es enorm wichtig, dass du diese Sicherheit ausstrahlst und deinem Kind den nötigen Halt gibst. Du musst also zu 100 % hinter deiner Entscheidung stehen. Bist du verunsichert, weil dein Kind plötzlich weint und du fragst dich, ob du nicht vllt doch zum gewohnten Einschlafstillen zurückkehren sollst? Kinder merken jede Unsicherheit und der Ablauf wird für sie erheblich schwieriger.
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Bist du dir noch unsicher und wünscht dir Begleitung bei der Veränderung eurer Schlafgewohnheit? Gerne unterstütze ich dich dabei! In meinem Webinar „Schlafgewohnheiten verändern“ zeige ich dir verschiedene Schritt-für-Schritt-Anleitungen für eine erfolgreiche Veränderung.
Deine Natalie