Können Babys durchschlafen?

12 Nov. 2020 | Schlafberatung, Schlafverhalten

Die gesellschaftlichen Erwartungen bezüglich frühkindlicher Entwicklungsschritte (z.B. Laufen oder Sprechen) stimmen in der Regel mit der Realität überein und führen bei den Eltern nur selten zu Verunsicherungen. Ganz anders verhält es sich allerdings beim Thema Kinderschlaf. Das Schlafverhalten von Kindern ist weltweit gleich, doch entsprechen die Erwartungen daran nur selten der Realität.

Vor allem in westlichen Kulturen ist die Sorge über eine kindliche Schlafstörung groß, wenn das Baby mit ein paar Monaten noch nicht alleine schläft oder nachts mehrfach erwacht. Eltern aus Deutschland und den USA gehen davon aus, dass ihr Kind bereits mit 6 Monaten dazu in der Lage ist bzw. sein muss. In Indien oder Costa Rica hingegen würden sich Eltern zu diesem Zeitpunkt noch keine Gedanken und Sorgen über das kindliche Schlafverhalten machen.

Doch was ist dran an den Erwartungen und Sorgen der westlichen Kultur bezüglich dem Kinderschlaf? Sind Kinder mit 6 Monaten tatsächlich schon in der Lage alleine zu schlafen oder gar durchzuschlafen? An dieser Stelle schon mal ein klares „nein“, denn der Schlaf ist ein biologischer und emotionaler Reifeprozess im Gehirn und die vollständige Schlafentwicklung dauert ungefähr 3 Jahre.

Was genau bedeutet „durchschlafen“?

„Und, schläft sie schon durch?“ – Das ist wohl DIE Frage gewesen, die mir am häufigsten gestellt wurde und mit der viele Eltern irgendwann konfrontiert werden. Oftmals kann sie jedoch zu großer Verunsicherung führen. Man erhält aus seinem Umfeld zahlreiche Tipps und Ratschläge, wie das Kind am besten zum Durchschlafen gebracht wird. Aber was viele nicht wissen: erst in einem Alter von etwa 3 Jahren sind Kindern in der Lage, alleine ein- und durchzuschlafen.

Die Fachwelt spricht bei „Durchschlafen“ von einer ununterbrochen Schlafphase von 5 Stunden, z.B. zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens. Dazwischen wachen Kinder trotzdem auf, brauchen die Eltern aber zum erneuten Einschlafen nicht mehr. Sie schaffen die Übergänge der verschiedenen Schlafphasen alleine und sind nicht mehr auf Unterstützung angewiesen. Der Begriff „Durchschlafen“ ist somit eigentlich höchst irreführend, da niemand durchschläft. Auch Erwachsene wachen nach einer Schlafphase kurz auf, können sich am nächsten Morgen meist jedoch nicht mehr daran erinnern. In Bezug auf die Kinder sollte der Begriff „Durchschlafen“ somit eher durch „Sich-nicht-melden“ ersetzt werden.

Warum wachen wir nach einer Schlafphase kurz auf? Um uns zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Bei ungewöhnlichen Geräuschen oder Gerüchen wären wir dann sofort wach. Babys benötigen zum Einschlafen ihre Bindungsperson und beim ersten Aufwachen liegt diese meist nicht mehr neben ihnen. Sie „schlagen Alarm“, da sich ihre Schlafsituation verändert. Dies ist also eigentlich ein kluges Verhalten unserer Kinder.

Vorteile nächtliches Aufwachen

Das nächtliche Aufwachen deines Babys kann anstrengend für dich sein. Es bietet jedoch auch einige Vorteile für euch.

  • Anregung der Michproduktion
  • Verbesserung der Stillbeziehung
  • insgesamt längere Gesamtstilldauer
  • Kinder gedeihen besser
  • zusätzliche Zuwendung und Körperkontakt
  • Unterstützung der kindlichen Entwicklung
  • positiver Einfluss auf die Eltern-Kind-Bindung
  • Verbesserte Atmung und Herztätigkeit des Kindes
  • Verringerung des Risikos für den plötzlichen Kindstod

Frühes Durchschlafen ist nicht im Interesse des Kindes

Frühes Durchschlafen ist nicht im Interesse des Kindes, sondern dient nur dem Interesse der Eltern. Die ganze Nacht durchzuschlafen ist eine moderne Erscheinung. Die Menschen haben den Großteil ihres Daseins vermutlich nicht durchgeschlafen, denn das wäre viel zu gefährlich gewesen. Das nächtliche Erwachen diente dem Schutz und der Sicherheit (z.B. vor gefährlichen Tieren).

Es ist also völlig normal und auch gut, wenn dein Kind nachts mehrmals erwacht und bietet sogar einige Vorteile. Und dennoch kann das häufige Erwachen für Eltern zu einer Belastung werden und die Nacht dadurch nicht mehr erholsam sein. Hier ist es dann besonders wichtig, eure Schlafsituation zu analysieren und zu optimieren. Denn ein erholsamer Schlaf ist für 𝗔𝗟𝗟𝗘 Familienmitglieder wichtig!

Verbesserung der Schlafqualität

Einige Eltern wünschen sich nichts sehnlicher, als endlich wieder ein paar Stunden am Stück schlafen zu können. Ein erholsamer Schlaf ist auch für deine Gesundheit sehr wichtig.

Schlafen ist lebensnotwendig, denn nachts regenerieren wir uns geistig und körperlich, verarbeiten Tageseindrücke und stärken die Immunabwehr. Schlafentzug hingegen kann zu ernstzunehmenden physischen und psychischen Problemen führen. Weiterhin gibt es einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Übergewicht. Es ist erwiesen, dass man sich nach einer schlechten Nacht weniger bewegt und ungesünder isst. Außerdem ist das Hormon Ghrelin, welches für das Hungergefühl verantwortlich ist, um 30 % erhöht. Ein andauernder Schlafmangel kann u.a. ein geschwächtes Immunsystem, ein erhöhtes Infektionsrisiko, Diabetes und Herzkreislauferkrankungen zur Folge haben. Umso wichtiger ist also ein erholsamer Schlaf!

Diese fünf Tipps können dir dabei helfen, eure Schlafqualität trotz des häufigen Erwachens deines Kindes zu verbessern.

1. Tipp: Licht und Dunkelheit anpassen
Hilfreich ist es, tagsüber viel rauszugehen, denn das Sonnenlicht (und Licht generell) hemmt das Schlafhormon Melatonin. Dieses wird bei gedämpftem Licht und Dunkelheit ausgeschüttet. Versuche abends darauf zu achten und kein Blaulicht oder grelles kaltes Licht vor dem Schlafen gehen zu verwenden.

2. Tipp: Regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus
Die Schlafqualität kann durch einen regelmäßigen Rhythmus verbessert werden. Dies sollte auch am Wochenende beibehalten werden. Beachte, dass der kindliche Organismus mindestens 14 Tage benötigt, bis er sich an Veränderungen gewöhnt hat.

3. Tipp: Raumtemperatur und Luftqualität beachten
Die ideale Raumtemperatur beträgt ca. 18 Grad, denn niedrige Temperaturen fördern einen erholsamen Schlaf. Sinnvoll kann es außerdem sein, wenn du tagsüber und vor dem Schlafen gehen ausreichend lüftest.

4. Tipp: ausreichend Platz zum Schlafen
Gerade bei Co-Sleeping ist es wichtig, dass jedes Familienmitglied genügend Platz zum Schlafen hat. Es sollten ca. 80-90 cm pro Person zur Verfügung stehen.

5. Tipp: Entspannung
Entspannung ist wohl eines der wichtigsten Elemente für eine gute Schlafqualität. Denn das Einschlafen gelingt nur, wenn man sich entspannen kann. Was immer für dich und dein Kind zur Entspannung beiträgt (z.B. Körperkontakt oder eine Massage), fördert einen erholsamen Schlaf. Viel Bewegung an der frischen Luft senkt nachweislich den Cortisolspiegel (Stresshormon) und wirkt sich somit ebenfalls positiv auf eine gute Schlafqualität aus.

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Deine Natalie

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